Tamara Kosa

Mitbegründerin der Luftschlosspiraten

Mutter eines ADHSlers

1. Vorsitzende der Luftschlosspiraten

Ich bin Tamara Kosa, Mutter eines Sohnes (Jahrgang 2007).

Mein Sohn wurde Ende 2007 als gesundes Kind geboren. Er war immer ein fröhliches Baby und Kleinkind, hat viel gelächelt und wenig geweint.

Er konnte nie stillliegen oder -sitzen. Er war eben ein "Wibbelstetz", ein aufgewecktes Kerlchen. Er war motorisch sehr fit, ist recht früh gelaufen und hat sich gut entwickelt.

Auffällig war damals jedoch schon, dass er seine Emotionen überhaupt nicht steuern konnte. Risikoeinschätzung oder Frustrationstoleranz fehlten und auch seine Schmerztoleranz war wegen der fehlenden Körperwahrnehmung sehr hoch.

Der Umgang mit anderen Kindern war auffällig. Mein Sohn profitierte von klaren Strukturen und konsequenter Erziehung.

Dennoch lies mich das Thema nicht los. Ich recherchierte im Internet, stieß auf ADHS und las viel darüber. Seine Trotzphasen waren wesentlich heftiger, als ich es von meinem Patenkind und Großcousin/en und auch von anderen Kindern in Kitas (ich war als Springer tätig) her kannte. Die Phasen schienen auch länger zu dauern. Seine Wutanfälle wurden verbal und körperlich sehr extrem. Scheinbar machte er aus jeder Mücke einen Elefanten. Alles was nicht so lief, wie er sich das vorstellte, war Anlass auszuflippen und das Zuhause und auch in der Kita.

Es folgten viele Stolpersteine, deren Überwindung uns alle sehr viel Kraft gekostet haben.

Vom Kinderarzt, der nur meinte "er ist halt ein Junge" bis hin zur erst mit 4 Jahren erstellten Diagnose von ADHS und weiteren Diagnosen wie emotionale Störung, seelische Behinderung, Einstellen auf Medikamente in der Kinder- u. Jugendpsychiatrie Uniklinik Köln, tolle Unterstützung durch die Kita, schlimme Erfahrungen mit einer Schulleitung (die ihn in eine Pflegefamilie bringen wollten, ja sogar die Schulpflicht in Frage stellten), Suizidäußerungen meines Kindes, Kampf mit dem Jugendamt um Hilfestellungen.

Er wird zur Zeit kurzbeschult und bisher klappt es ganz gut. Durch eine Neurofeedbacktherapie hat er gute Fortschritte gemacht, kann sich besser konzentrieren und versucht auch Spiele zu Ende zu spielen ohne das Spielbrett vorher vom Tisch zu fegen.

Er findet sich durch das Hilfsnetzwerk um mich herum besser zu recht, ist wieder fröhlicher und fängt an Freunde zu gewinnen. Er braucht weiter Unterstützung, aber ich bin da sehr zuversichtlich.

Mir fehlte in den schwierigen Zeiten ein Austausch mit anderen (zumal bei mir selbst auch ADHS diagnostiziert wurde), so dass der Gedanke an eine Selbsthilfegruppe immer mehr in mir Gestalt annahm.

Die Idee von der Selbsthilfegruppe wurde dann ein Flyer auf den sich Bianca meldete. Nach einem Treffen war klar: "wir machen das".

So entstanden die Luftschlosspiraten.