Ich selbst , Tamara (30) aus Rheidt, habe einen Sohn (9) mit ADHS und weiteren Diagnosen
-ADHS kommt ja bekanntlich selten allein- ;-)
Mittlerweile könnten wir ein Buch schreiben, was wir schon alles versucht haben um ihn zu unterstützen und mit Therapien, Sport und anderen Hilfsmitteln das Leben zu erleichtern. Er ist ein liebenswerter, hilfsbereiter und fürsorglicher Junge, der aber ziemlich häufig bei kindern, Eltern, Lehrern und anderen Menschen aneckt. Wohl fühlt er sich damit natürlich selber nicht. Steuern kann er es oft nicht. Daher ist unser Weg ein Hilfenetzwerk zu schaffen, das ihm wirklich in allen Lebensbereichen hilft noch nicht zu Ende.
Bisher haben wir viel Unterstützung von der kath. Kita in Niederkassel erhalten. Hier wurde man, auch wenn es immer schwierig war, fair und unterstützend behandelt und von den Erzieherinnen wurde sehr viel Mühe, Liebe und Verständnis investiert. Die Zusammenarbeit klappte auch sehr gut. Dennoch war es immer wieder schwierig und das letzte halbe Kitajahr musste er häufig abgeholt und einmal zeitweise ausgeschlossen werden.
Im Kindergartenalter bekamen wir ebenfalls durch das Frühförderzentrum in Niederkassel unterstützende Therapien. Er hatte hier Ergotherapie, Logopädie, Heilerziehung und ich hatte Termine mit einer Psychologin. Auch haben wir Einzelintegration für die Kita beantragt.
Danach wurde er direkt auf einer Förderschule für sozial- und emotionale Entwicklung eingeschult. Denn mit der großen Anzahl an Kindern in einer Regelschule, selbst in einer Integrationsklasse wäre er überfordert gewesen. In der Förderschule hat er 9 Kinder in der Klasse.
Seit dem letzten halben Kitajahr hatte er unterstützende medikamentöse Therapie vom SPZ Sankt Augustin erhalten, da es ohne nicht mehr ging. Denn die aggressiven (verbal und körperlich) Ausbrüche wurden häufiger und intensiver. Da es auch in der Förderschule eher schlimmer als besser wurde, kam es auch hier bereits zu Suspendierungen. Erst nur zwei Tage. Weiter waren wir auch schon in Mutter-Kind-Kur (als er 4 war), auf der Mutter-Kind-Station der Uniklinik Köln Kinder- und Jugendpsychiatrie (als er 6 war), und er war zweimal im Kinderneurologischen Zentrum der LVR-Klinik Bonn (mit 7/8, einmal 3 Monate und einmal 10 Tage). Beim Jugendamt versuchte ich noch vor der Einschulung eine Familienhilfe zu beantragen. Leider war dies ein Kampf, der 13 Monate dauerte. Mit Kita, dann Schule und Psychologe versuchte ich über einen Antrag auf Hilfe zur Erziehung diese zu bekommen. Auch haben wir, weil ich arbeiten musste, eine pädagogische Tagesgruppe über das Jugendamt erkämpft, weil die Förderschule keine OGS hat. (Schulschluss 11.45 Uhr) Aber der Kampf hat sich gelohnt und wir haben eine Familienhilfe bekommen.Nachdem es wieder eine recht schlimme Phase gab, durfte er 7 Wochen nicht in die Schule, da er ohne Schulbegleitung für diese nicht händelbar sei. In diesen Wochen mussten wir ihn selber zu Hause unterrichten, was extrem schwierig war. Da er in der Schule mit seinem verweigerungsverhalten durch gekommen ist. Als der Zeitraum zu lang wurde, und es immer noch keine Schulbegleitung gab, durfte er nur 2 Stunden zur Schule. Ich musste ihn dann mit dem Bus (da ich kein Auto habe) in Sieglar abholen. Mit der Schulbegleitung ging es dann erst mal etwas besser. Dann aber auch wieder sehr viel schlechter. Bis mit Schule und Jugendamt vereinbart wurde, dass er nur 2 Stunden von der Schulbegleitung in einem Extraraum in der Schule betreut wird. Dies klappte zwei Wochen, bis man ihn mit der Projektwoche wieder überforderte. Jetzt hat die Schule ihn (seit November)suspendiert und die Aussetzung der Schulpflicht beantragt. Dies versuchen wir gerade zu verhindern.
Also ihr merkt schon, unser Weg war recht lang und aufregend und ist immer noch nicht zu Ende...
Da ich selber auch ADHS (erst im Erwachsenenalter getestet), und weitere Diagnosen habe, bin ich selber in Behandlung. Zu Hause musste ich mir oft anhören, dass ich bequem und faul sei und diese Erkrankungen als Ausrede benutzen würde. In der Reha habe ich mich das erste Mal verstanden gefühlt. In einer Gruppe mit Gleichgesinnten, die ebenfalls Depressionen haben, und die Auswirkungen und Symptome ebenso wie die Vorurteile kennen. Jeder konnte hier offen über alles reden, ohne sich dafür zu schämen. Auch haben wir hier ganz viel über die Erkrankung gelernt. Und erfahren, was alles so als Symptom oder als Folgeerkrankung dazu gehört.
Genau dieses Gefühl, sich austauschen zu können und verstanden zu werden, hat mir sehr geholfen. Auch im Bereich Eltern von erkrankten Kindern ist das ganz wichtig und kann sehr helfen.. Auch meine Psychologin hat mir empfohlen mir eine Selbsthilfegruppe für Eltern zu suchen. Denn hier ist es ein Gespräch, was auf eigenen Erfahrungen und nicht auf studierten Fachliteraturen basiert. Von Mutter/Vater zu Mutter/Vater eben. Jeder kennt das Problem, geht aber anders damit um. Hier kann man sich also gegenseitig helfen. Doch in Niederkassel gibt es keine. Und immer nach Bonn oder Köln zu fahren, ist mir zu umständlich.
Deshalb kam ich auf die Idee eine Selbsthilfegruppe in Niederkassel zu gründen. Ich machte Aushänge, eine Facebookseite und eine Whats App Gruppe. Dann meldete sich Bianca bei mir, die meinen Flyer sah. Wir telefonierten, trafen uns und verstanden uns auf Anhieb gut. Bianca spielte auch mit dem Gedanken eine Gruppe zu gründen. Uns war klar, wir tun uns zusammen. Sie als Auti-Mami und ich als ADHS-Mami.
Die Luftschlosspiaraten waren gegründet.
Wir hoffen nun, dass die Gruppe wächst und sich so etabliert, dass auch zukünftige Eltern diese noch nutzen können.
Wir treffen uns jeden 2. Dienstag im Monat um 20 Uhr im Roncallihaus in Niederkassel.
Die regelmäßigen Treffen diesen Jahres finden am 9.Januar 2018, 13. Februar 2018, 13. März 2018, 10. April 2018, 8. Mai 2018,
12. Juni 2018, 10. Juli 2018, 14. August 2018, 11.September 2018, 9. Oktober 2018, 13. November 2018, 11.Dezember 2018 statt.